Sex bei Blasenentzündung: Was gilt es zu beachten?
Während einer akuten Blasenentzündung ist die Schleimhaut der Blase stark gereizt – häufig begleitet von Schmerzen im Unterleib. In dieser Phase haben die meisten Betroffenen ohnehin wenig Interesse an körperlicher Nähe. Doch warum ist es auch aus medizinischer Sicht ratsam, gerade dann auf Geschlechtsverkehr zu verzichten? Und wie verhält es sich, wenn die Symptome langsam abklingen – wann ist Sex dann wieder möglich? Antworten auf diese und weitere Fragen rund um das Thema „Sex und Blasenentzündung“ haben wir in unserem Beitrag für Sie zusammengestellt.
Erfahren Sie auf dieser Seite mehr zu den Themen:
Was spricht gegen Sex während einer Blasenentzündung?
Zum einen sind die typischen, schmerzhaften Beschwerden bereits Grund genug, während einer akuten Blasenentzündung (= Zystitis) auf Geschlechtsverkehr zu verzichten. Brennen beim Wasserlassen, ständiger Harndrang und Unterleibsschmerzen lassen körperliche Nähe oft ohnehin kaum zu. Darüber hinaus sprechen aber auch medizinische Gründe dafür, dem Körper in dieser Phase eine Pause zu gönnen:
Mehr Reizung = mehr Schmerzen
Der Intimbereich ist bei einer Blasenentzündung hochsensibel. Jede zusätzliche mechanische Belastung – etwa durch Reibung, Druck oder Dehnung beim Geschlechtsverkehr – reizt das entzündete Gewebe weiter und kann die Beschwerden deutlich verstärken.
Wollen Sie wissen, welche Arzneimittel bei einer Harnwegsinfektion gegen den Schmerz helfen können? Die Antwort lesen Sie in unserem Beitrag Schmerzmittel bei Blasenentzündung
Bakterien beim Sex
Beim Sex können zusätzliche Keime – vor allem körpereigene Darmbakterien wie etwa E. coli, seltener auch Bakterien des Partners – in die Harnröhre gelangen. Der Körper ist zu diesem Zeitpunkt aber bereits damit beschäftigt, die bestehende Infektion zu bekämpfen. Neue Erreger können das Immunsystem zusätzlich belasten und den Infekt verschlimmern oder den Heilungsprozess verzögern.
Geringes, aber nicht auszuschließendes Ansteckungsrisiko
Eine bakterielle Blasenentzündung zählt nicht zu den klassischen sexuell übertragbaren Erkrankungen – die auslösenden Keime stammen in der Regel aus der eigenen Darmflora. Dennoch lässt sich eine Übertragung auf den Partner nicht vollständig ausschließen. Einzelne Studien zeigen, dass bei manchen Paaren identische Bakterienstämme nachgewiesen werden konnten1,2, was auf eine mögliche Übertragung hindeutet. Ein Verzicht auf Geschlechtsverkehr während der akuten Phase kann daher nicht nur günstig für den Heilungsprozess sein, sondern auch das Risiko einer potenziellen Keimübertragung auf den Partner verringern.
Wie lange mit dem Sex warten?
Unser Tipp: Hören Sie auf Ihren Körper und überstürzen Sie nichts. Bei einer unkompliziert verlaufenden Blasenentzündung klingen die Beschwerden in der Regel innerhalb weniger Tage bis etwa einer Woche ab. Danach spricht nichts gegen körperliche Intimität. Wichtig ist, dass Sie erst dann wieder sexuell aktiv werden, wenn Sie wirklich beschwerdefrei sind und sich fit dafür fühlen.
Heilungsverlauf fördern mit Hausmitteln und pflanzlichen Präparaten
Um die Heilung zu unterstützen, kann es hilfreich sein, auf bewährte Maßnahmen wie Wärme und ausreichendes Trinken zu setzen.
Informationen zu weiteren nützlichen Hausmitteln finden sie im Beitrag Hausmittel gegen Blasenentzündung.
Auch pflanzliche Präparate können bei einer unkomplizierten Blasenentzündung zur Linderung beitragen. So wirkt beispielsweise eine Kombination aus Rosmarin, Tausendgüldenkraut und Liebstöckel wie in Canephron® Uno schmerzlindernd3,4, krampflösend3,5,entzündungshemmend3,4 und bakterienausspülend.6
Lesen Sie mehr zu diesem Thema in unserem Beitrag Pflanzliche Arzneimittel bei Blasenentzündungen.
Harnwegsinfekt beim Mann: Intimität erst nach Genesung
Wenn Männer an einer Blasenentzündung leiden, heißt es ebenfalls: Körperliche Intimität sollte erst nach vollständiger Genesung stattfinden. Geduld und Rücksicht auf den eigenen Körper zahlen sich auch in diesem Fall aus.
Treten Beschwerden wie Ausfluss aus der Harnröhre und Brennen beim Wasserlassen auf, die auf eine Entzündung der Harnröhre hindeuten, sollte beim Arzt auch eine sexuell übertragbare Erkrankung wie Gonorrhoe oder eine Chlamydien-Infektion abgeklärt werden. Dies dient nicht nur der eindeutigen Diagnose und Einleitung einer gezielten Therapie, sondern auch dem Schutz der Partnerin oder des Partners.
Und noch ein Hinweis zu Harnwegsinfekten bei Männern im Allgemeinen: Da Blasenentzündungen beim Mann aufgrund der Anatomie häufiger kompliziert verlaufen und der Infekt auch leicht auf benachbarte Organe wie die Prostata übergreifen kann, sollte bereits bei ersten Anzeichen wie Brennen beim Wasserlassen, Harndrang oder Schmerzen ein Arzt aufgesucht werden. Denn für gewöhnlich ist eine gezielte antibiotische Behandlung notwendig, um die Entzündung wirksam zu bekämpfen und ein Aufsteigen der Infektion – etwa in Richtung Nieren – zu verhindern.
Sonderfall: Interstitielle Zystitis
Die interstitielle Zystitis ist eine chronische, nicht-infektiöse Blasenerkrankung, die sowohl Frauen als auch Männer betreffen kann. Da keine Bakterien beteiligt sind, besteht für den Partner keinerlei Ansteckungsgefahr.
Die Erkrankung verläuft individuell sehr unterschiedlich: Manche Betroffene erleben sie in Schüben, andere leiden dauerhaft unter Beschwerden – mit teils erheblichen Auswirkungen auf Lebensqualität und Alltag. Körperliche Nähe und Geschlechtsverkehr können für die Betroffenen unangenehm oder sogar schmerzhaft sein – insbesondere in akuten Phasen.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema in unserem Beitrag Interstitielle Zystitis.
Was Sie tun können – und warum Reden wichtig ist
Wenn Sie unter interstitieller Zystitis leiden und Schmerzen beim Sex verspüren, sprechen Sie offen mit Ihrer Urologin oder Ihrem Urologen darüber. Gemeinsam können individuelle Therapieansätze entwickelt werden – inklusive Tipps, wie Sie und Ihr Partner besser mit der Situation umgehen können. Therapeutisch kommen individuell angepasste Behandlungskonzepte zum Einsatz, bestehend aus
- Lebensstiländerungen und Ernährungsumstellung (z. B. Vermeidung von Stress, Koffein, Alkohol, Süßstoffen, scharfen Gewürzen)
- Medikamenten (z. B. Amitriptylin, Schmerzmittel, Pentosanpolysulfat),
- Hyaluronsäure/Hyaluronan oder Chrondroitin-Sulfat,
- Physiotherapie (u. a. Beckenbodenentspannungsübungen mit Biofeedback)
- gegebenenfalls auch operativen Maßnahmen (etwa sakrale Nervenstimulation).7
Auf körperliche Intimität muss also nicht grundsätzlich und dauerhaft verzichtet werden.
Und das vielleicht Wichtigste: Kommunikation mit dem Partner. Sprechen Sie offen über Ihre Erkrankung und darüber, wie sie sich auf Ihre Sexualität auswirkt. Das kann nicht nur auf Ihrer Seite emotionalen Druck abbauen, sondern auch das Verständnis und die Rücksichtnahme Ihres Partners oder Ihrer Partnerin fördern – eine wichtige Grundlage für Nähe trotz Krankheit.
Fragen & Antworten – Das Wichtigste auf einen Blick
Darf ich bei akuter Blasenentzündung Sex haben?
Bei einer akuten Blasenentzündung ist von Geschlechtsverkehr abzuraten – und das aus mehreren Gründen: Ist die Schleimhaut der Blase stark gereizt und der Intimbereich schmerzhaft, können zusätzliche mechanische Reize die Beschwerden verstärken. Zudem können beim Sex weitere Keime eingeschleppt werden, die den Heilungsverlauf verzögern oder die Infektion verschlimmern. Wichtig ist, den eigenen Körper ernst zu nehmen und nichts zu überstürzen. Während der akuten Phase sollte dem Körper Ruhe gegönnt werden – das fördert die Heilung und beugt Komplikationen vor.
Was kann man gegen Blasenentzündung in der Schwangerschaft tun?
Ja, das ist möglich. Vor allem bei Frauen kann Geschlechtsverkehr dazu führen, dass Darmbakterien – insbesondere Escherichia coli – in die Harnröhre gelangen und dort eine Entzündung auslösen. In diesem Zusammenhang spricht man manchmal auch von einer „Honeymoon-Zystitis“, also einer Blasenentzündung infolge verstärkter sexueller Aktivität, etwa während der Flitterwochen. Maßnahmen wie etwa Wasserlassen direkt nach dem Sex können hier vorbeugend wirken.
Weitere Tipps, wie das Risiko für eine Zystitis gesenkt werden kann, lesen Sie in Blasenentzündung vorbeugen: Was kann ich tun?
Harnröhrenentzündung durch Chlamydien und Co.
Aber auch Gonorrhö (Tripper) oder eine Chlamydien-Infektion können beim Sex übertragen werden. Beide Erkrankungen können eine Harnröhrenentzündung verursachen, die ähnliche Beschwerden wie eine gewöhnliche Zystitis hervorruft. Mögliche Symptome sind
- Brennen oder Schmerzen beim Wasserlassen,
- Ausfluss aus der Harnröhre oder
- Unterbauchschmerzen.
Allerdings sind diese Beschwerden nicht immer vorhanden: Die Infektionen können durchaus nur mit milden oder unspezifischen Symptomen einhergehen – und bleiben daher oft lange unentdeckt.
Stecke ich meinen Partner mit meiner Blasenentzündung an?
Eine klassische bakterielle Zystitis gilt nicht als sexuell übertragbare Erkrankung. Die verursachenden Bakterien stammen meist aus der eigenen Darmflora. Auch wenn eher ungewöhnlich, ist eine Übertragung der Keime auf den Partner dennoch nicht völlig ausgeschlossen. Während der akuten Entzündung ist es daher auch aus diesem Grund ratsam, auf Sex zu verzichten.
Wie lange sollte ich auf Sex verzichten?
Solange Symptome wie Brennen, Harndrang oder Unterleibsschmerzen bestehen, sollte von Geschlechtsverkehr abgesehen werden. Bei unkomplizierten Verläufen klingen die Beschwerden meist innerhalb weniger Tage bis etwa einer Woche ab. Erst wenn man sich wieder vollständig beschwerdefrei fühlt, spricht aus medizinischer Sicht nichts gegen körperliche Intimität. Bei komplizierten oder langwierigen Verläufen – etwa mit Fieber oder Flankenschmerzen – ist eine ärztliche Abklärung und Behandlung erforderlich, bevor wieder an Sex zu denken ist.
Verursacht Sperma Blasenentzündungen?
Sperma an sich verursacht keine Blasenentzündung. Ist Ihr Partner gesund und leidet aktuell nicht selbst an einem Harnwegsinfekt oder einer sexuell übertragbaren Erkrankung wie Chlamydien-Infektion oder Gonorrhö, ist Spermaflüssigkeit für gewöhnlich frei von Krankheitserregern. Das heißt, es befinden sich im Normalfall keine Bakterien darin, die eine klassische Blasenentzündung auslösen könnten.
Was allerdings eine Rolle spielen kann, ist der alkalische pH-Wert des Spermas. Dieser kann das saure Milieu in der Vaginalflora für einige Stunden nach dem Geschlechtsverkehr aus dem Gleichgewicht bringen8 und Frauen somit etwas anfälliger für Infekte machen.
Was ist mit interstitieller Zystitis – darf man da Sex haben?
Bei interstitieller Zystitis gelten andere Regeln als bei bakteriellen Infekten. Die Erkrankung ist nicht ansteckend, aber oft mit chronischen Schmerzen verbunden – auch im Zusammenhang mit Intimität. Ob und wann Geschlechtsverkehr möglich ist, hängt stark vom individuellen Beschwerdebild ab und muss von den Betroffenen individuell entschieden werden. Wichtig ist, Beschwerden ernst zu nehmen, ärztliche Hilfe zu suchen und offen mit dem Partner oder der Partnerin über die eigene Situation zu sprechen.
Quellen
1. Pavone MA, Aguilera Peralta A. Study and treatment of the couple in post-coital urinary tract infection in women. Nefrologia. 2017 Nov-Dec;37(6):662-663. English, Spanish. doi: 10.1016/j.nefro.2017.03.005. PMID: 29122218.
2. Foxman B, Zhang L, Tallman P, Andree BC, Geiger AM, Koopman JS, Gillespie BW, Palin KA, Sobel JD, Rode CK, Bloch CA, Marrs CF. Transmission of uropathogens between sex partners. J Infect Dis. 1997 Apr;175(4):989-92. doi: 10.1086/514007. PMID: 9086166.
3. Gemeint sind leichte Beschwerden wie Brennen beim Wasserlassen, Schmerzen und Krämpfe im Unterleib wie sie typischerweise im Rahmen entzündlicher Erkrankungen der Harnwege auftreten.
4. Antientzündliche Eigenschaften von Canephron® wurden im experimentellen Testmodell und antientzündliche und schmerzlindernde Eigenschaften im lebenden Organismus nachgewiesen.
5. Spasmolytische Eigenschaften von Canephron® wurden ex vivo an Blasenstreifen des Menschen belegt.
6. Antiadhäsive Eigenschaften von Canephron® wurden in vitro nachgewiesen. Die bakterielle Adhäsion an das Urothel wird vermindert und die Ausspülung der Bakterien dadurch unterstützt.
7. Manski, D. (2019): Urologielehrbuch.de, 14. Aufl., Kapitel Interstitielle Zystitis (IC). Stadtbergen, Deutschland: Manski, Dr. Dirk.
8. Wenn’s juckt und riecht: Hilfe bei Vaginalbeschwerden. 2022. Herausgeber: MVZ Institut für Mikroökologie GmbH [Online] https://www.ifm-herborn.de/gesundheits-blog/scheidenflora-im-natuerlichen-gleichgewicht-halten (zuletzt aufgerufen am 10.06.25).

