Header Bild Blasenentzündung
Aktualisiert am 22.01.2024

Eine Blasenentzündung (auch Harnwegsinfektion oder Zystitis genannt) ist oft unangenehm und typischerweise mit Schmerzen, Brennen und weiteren Beschwerden verbunden. Besonders Frauen sind häufig von der Erkrankung betroffen. Doch woran liegt das? Was kann man im Alltag beachten, um Blasenentzündungen vorzubeugen und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es, wenn es schon dazu gekommen ist?

Lesedauer: 4 Minuten

Ursachen, Verbreitung und Bekämpfung einer Blasenentzündung

Was ist eine Blasenentzündung und woher kommt sie?

Entzündungen der Harnwege werden fast immer durch Bakterien ausgelöst. Anders als häufig vermutet, sind in aller Regel die eigenen Darmbakterien (Escherichia coli) die Auslöser und nur selten von außen „eingeschleppte“ Keime.

Die Infektion kann sowohl die Harnröhre, Harnblase sowie Harnleiter und Nieren betreffen. Bei Männern ist zusätzlich auch eine Beteiligung der Prostata mit den Samenblasen sowie den Samenleitern, Hoden und Nebenhoden möglich.

Infektionen der ableitenden Harnwege und der Blase sind keine Seltenheit. Statistisch erkrankt jede zweite Frau einmal im Laufe ihres Lebens daran. Ein Viertel von ihnen leidet unter häufigen Blasenentzündungen.

Frauen besonders gefährdet

Frauen im geschlechtsaktiven  Alter sind besonders häufig von Harnwegsinfektionen betroffen.

Der Grund hierfür ist, dass die Harnröhre bei Frauen wesentlich kürzer ist als bei Männern. Deshalb können Keime leichter in die Blase aufsteigen und dort die schmerzhafte Entzündung verursachen.  

Ab dem 60. Lebensjahr kommt es auch bei Männern vermehrt zu Infekten der Harnwege. Das liegt daran, dass es mit dem Alter typischerweise zu einer Vergrößerung der Prostata kommt. Die Folge ist häufig eine unvollständige Entleerung der Blase, auch Restharn genannt, der die Vermehrung von Keimen begünstigt.

Gefährliche und unkomplizierte Verläufe

Bei Infektionen im Bereich der Harnwege muss zwischen unterschiedlichen Formen unterschieden werden:

  • Unkomplizierte Blasenentzündung: Oft sind bei Frauen nur die unteren Harnwege von einer Infektion betroffen, also Harnblase und Harnröhre. Man spricht dann von einer Blasenentzündung (Zystitis) bzw. Harnröhrenentzündung (Urethritis). Infektionen der unteren Harnwege sind zwar sehr unangenehm, gelten bei Patienten ohne Vorerkrankungen aber als unkompliziert.
  • Komplizierte Blasenentzündung: Steigt die Infektion über die Harnröhre weiter in das Nierenbecken auf, spricht man von einer Infektion der oberen Harnwege. Die Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) gilt als kompliziert und muss dringend ärztlich behandelt werden. 

Gibt es Risikofaktoren, die eine Blasenentzündung begünstigen?

Ja. Es gibt Frauen, die leiden regelmäßig an Zystitiden und andere bleiben davon verschont. Das hat unterschiedliche Gründe, auf die Sie teilweise leider keinen Einfluss nehmen können. Es gibt jedoch Faktoren, die das Entstehen einer Infektion begünstigen. Kommt es bei Ihnen also häufiger zu den unerwünschten Beschwerden, empfiehlt es sich, folgende Punkte zu vermeiden:

Unzureichende Flüssigkeitszufuhr

Eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr führt zu häufigem Harndrang. Dadurch werden Krankheitserreger regelmäßig ausgespült. Eine unzureichende Flüssigkeitszufuhr hingegen führt dazu, dass Keime länger in den Harnwegen verbleiben.

Kälteeinwirkung

Eine Unterkühlung des Körpers, z. B. durch nasse Badekleidung („Badehosen-Zystitis“) oder Sitzen auf kaltem Untergrund schwächt die Abwehrkräfte. So können sich Bakterien leichter in Harnröhre und Harnblase ansiedeln und vermehren.

Falsche Hygiene im Intimbereich

Auch bei der Intimhygiene kann viel falsch gemacht werden. Intimsprays oder zu aggressive Waschsubstanzen reizen die Schleimhäute im Intimbereich, wodurch sich Bakterien leichter ansiedeln können. Auch eine falsche Wischrichtung im Genitalbereich beim Toilettengang kann dazu führen, dass die eigenen Darmbakterien in die Harnröhre gelangen und sich dort weiter ausbreiten.

Aktives Sexleben

Häufiger Geschlechtsverkehr kann die Gefahr einer Blasenentzündung ebenfalls erhöhen. Anders als häufig angenommen, liegt es aber nur in den wenigsten Fällen am Partner selbst. Beim Geschlechtsverkehr können, ähnlich wie bei einer falschen Intimhygiene, Darmbakterien durch die räumliche Nähe vom Darmausgang auf die Harnröhre übertragen werden. In diesem Fall spricht man umgangssprachlich auch von einer „Honeymoon-Zystitis“.

Hormonveränderungen

Eine Veränderung des Hormonhaushaltes kann die Anfälligkeit für eine Blasenentzündung erhöhen. Mögliche Gründe für eine solche Veränderung können Schwangerschaft, die Einnahme der „Pille“ oder Östrogenmangel in den Wechseljahren sein. Mehr dazu erfahren Sie hier: Blasenentzündung durch Hormonveränderungen

Ursachen und Epidemiologie kurz zusammengefasst:

  • häufigste Ursache sind Darmbakterien
  • die meisten Krankheitsverläufe sind unkompliziert
  • Risikofaktoren: unzureichende Flüssigkeitszufuhr, falsche Intimhygiene, längere Kälteeinwirkung, Hormonveränderungen

Dauer

Wie lange dauert eine Zystitis?

Das kommt auf die Schwere der Harnwegsinfektion und die Begleitumstände an. In den meisten Fällen klingt eine unkomplizierte Blasenentzündung innerhalb von ein bis maximal zwei Wochen von alleine ab, manchmal kann es auch länger dauern.

Anders sieht es bei der chronischen, immer wiederkehrenden Blasenentzündung aus. Diese spezielle Form besteht leider häufig über einen längeren Zeitraum und muss auch anders behandelt werden als die akute Variante.

Kann eine Blasenentzündung auch länger dauern?

Ja, das kommt zwar selten vor, ist aber möglich. In schweren Verläufen kann es passieren, dass sich die Entzündung von der Harnblase ausgehend weiter nach oben bis in die Nieren ausbreitet. Dann wird aus dem unkomplizierten Verlauf ein komplizierter, der dringend behandelt werden muss. Sollten sich also Ihre Beschwerden verschlechtern oder neue Beschwerden wie hohes Fieber oder Schmerzen im Bereich des Rückens hinzukommen, suchen Sie unbedingt sofort einen Arzt auf.

Behandlungsmöglichkeiten

Wie wird eine unkomplizierte Blasenentzündung behandelt?

Gut und beruhigend zu wissen: Obwohl es sich meist um eine bakterielle Infektion handelt, heilt eine unkomplizierte Blasenentzündung bei gesunden Frauen in der Regel ohne Komplikationen innerhalb von einer Woche ab.

Entgegen früherer Empfehlungen gilt deshalb auch: Bei einer Zystitis mit nur leichten bis mittelschweren Beschwerden ist eine Therapie mit einem Antibiotikum nicht unbedingt erforderlich. Hier gibt es andere Maßnahmen, die sehr gut geeignet sind um eine rasche, symptomatische Linderung zu erzielen.

Bei den ersten Anzeichen einer Zystitis, haben sich insbesondere pflanzliche Arzneimittel und einige altbekannte Hausmittel in der Behandlung bewährt.

Mehr dazu erfahren Sie hier: Behandlung der Blasenentzündung

Verläufe und Sonderformen

Verlauf einer Blasenentzündung: kompliziert oder unkompliziert?

Mediziner unterscheiden zwischen „komplizierten“ und „unkomplizierten“ Harnwegsinfekten bzw. Blasenentzündungen. Das spielt vor allem für die Behandlung eine wichtige Rolle, da einer Infektion im Falle eines komplizierten Verlaufs schon früh medikamentös entgegengesteuert werden sollte.

Von einem komplizierten Harnwegsinfekt spricht man u. a. bei bestimmten Personengruppen bzw. beim Vorliegen besonderer Risikofaktoren, die die Entstehung einer Infektion begünstigen und Komplikationen verursachen können. Dazu gehören:

  • Schwangere
  • Kinder
  • Männer
  • immungeschwächte Personen
  • Diabetiker
  • Nierenfunktionsstörungen
  • schwerwiegende Grunderkrankungen

Komplizierte Blasenentzündungen erfordern in der Regel die Behandlung mit einem Antibiotikum.

Sonderform: Chronische Zystitis

Bestehen die Beschwerden über einen längeren Zeitraum oder kommt es zu immer wiederkehrenden Blasenentzündungen ohne längere symptomfreie Intervalle, spricht man von einer chronischen Zystitis. Diese Form der Blasenentzündung geht mit einem erheblichen Leidensdruck für die Betroffenen einher und kann häufig zu großen Einschränkungen der Lebensqualität führen.

Mehr dazu erfahren Sie hier: Chronische Blasenentzündung

Blasenentzündung – die wichtigsten Fragen auf einen Blick

Wie kann man eine Harnwegsinfektion bekommen?

In den meisten Fällen sind die eigenen Darmbakterien (Escherichia coli) der Auslöser einer akuten Blasenentzündung. Diese können beispielweise durch falsche Intimhygiene oder beim Geschlechtsverkehr (sogenannte Flitterwochen Blasenentzündung) vom Darmausgang auf die Harnröhre übertragen werden und sich dort weiter Richtung Blase ausbreiten.

Aggressive Reinigungs- und Pflegeprodukte können an der Schleimhaut im Intimbereich zu Reizungen führen, die die Ansiedelung der Bakterien zusätzlich erleichtern.

Durch den Partner oder von außen übertragene Erreger sind anders als häufig angenommen deutlich seltener die Ursache einer Harnwegsinfektion. Möglich ist das jedoch auch.

Wie kündigt sich eine Blasenentzündung an?

Eine Blasenentzündung macht sich typischerweise durch folgende typische Beschwerden bemerkbar:

  • häufiger Harndrang
  • Brennen beim Wasserlassen
  • Krämpfe im Unterleib

Zusätzlich kann der Harndrang auch nachts anhalten, dann spricht man medizinisch von Nykturie. Auch übelriechender, trüber Urin kann im Verlauf vorkommen.

Wie schnell wird eine Blasenentzündung gefährlich?

In der Regel verläuft eine Harnwegsinfektion unkompliziert und heilt innerhalb weniger Tage bis Wochen von alleine wieder aus. In seltenen Fällen kann es jedoch zu einer Ausbreitung der Entzündung auf die oberen Harnwege bis in die Nieren kommen. Dann muss dringend gehandelt werden, um die Entzündung rechtzeitig einzudämmen.

So ein schwerer Verlauf kündigt sich beispielsweise durch Fieber, Schmerzen im Rücken (Flanken), einer deutlichen Verschlechterung der Symptome und einer allgemeinen, starken Abgeschlagenheit an. Bemerken Sie solche starken Beschwerden, suchen Sie unbedingt einen Arzt auf.

Kann eine Harnröhrenentzündung von selbst heilen?

Ja, und das entspricht in den meisten Fällen auch dem typischen Verlauf einer unkomplizierten Blasenentzündung. In der Regel bessern sich die Beschwerden bereits innerhalb weniger Tage, manchmal kann es auch etwas länger dauern.

Es ist dennoch empfehlenswert, die körpereigene Abwehr zu unterstützen und Stress und körperliche Anstrengung während dieser Zeit zu vermeiden. Zusätzlich kann der Heilungsprozess auch durch pflanzliche Mittel unterstützt werden. Mehr dazu erfahren Sie hier: Pflanzliche Arzneimittel

Wie lange braucht eine Blasenentzündung zum Ausheilen?

Das hängt von unterschiedlichen Faktoren wie der Schwere der Infektion und des allgemeinen Gesundheitszustands der Betroffenen ab. In der Regel heilt eine akute, unkomplizierte Blasenentzündung innerhalb von ein bis zwei Wochen von alleine aus. In manchen Fällen kann es auch mal länger dauern.

Die deutlich seltenere chronische Zystitis, der immer wiederkehrenden Form der Blasenentzündung, ist hiervon ausgenommen. Die Ursachen hinter der Erkrankung sind immer noch nicht eindeutig erforscht und auch die Verläufe sind individuell sehr unterschiedlich.

Was hilft bei Harnwegsinfekten?

In der Regel schafft es das körpereigene Abwehrsystem, die Infektion zu bekämpfen. Es gibt aber einige nützliche Hinweise und Mittel, die helfen den Heilungsprozess zu unterstützen und die Beschwerden schneller abklingen zu lassen. Besonders Frauen, die unter häufigen Blasenentzündungen leiden, sind häufig bereit auf nebenwirkungsärmere Behandlungen zurückgreifen als die klassischen Antibiotika.

Mehr dazu finden Sie im Beitrag Behandlung der Blasenentzündung.

Was sollte man bei einer Blasenentzündung nicht tun?

Während der Erkrankung sollten Sie nach Möglichkeit auf starke körperliche Anstrengung und Stress verzichten. Das kann das körpereigene Abwehrsystem schwächen und so den Heilungsprozess verlangsamen.

Außerdem kann ein übermäßiger Konsum von stark zuckerhaltigen Getränken wie Limonaden, Cola oder auch Fruchtsäften die entzündeten Schleimhäute zusätzlich reizen und so die Beschwerden verschlechtern. Greifen Sie also lieber zu ungesüßten Tees oder Wasser.

Autorin unseres Artikels
 
Dr. med. Michaela Hilburger, Medizinjournalistin

Dr. med. Michaela Hilburger
Medizinjournalistin

    Studium:
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Klinikum Landshut gemeinnützige GmbH, Abteilung Urologie, Landshut

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Medizinische Prüfung
des Artikels
Dr. med. Monika Steiner, Medizinjournalistin

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Monika Steiner
Medizinjournalistin

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung

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Quellen 

Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten (S3-Leitlinie) (2017). Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU). AWMF-Registernr.: 043 - 044.│Manski, D. (2019): Urologielehrbuch.de, 14. Aufl., Stadtbergen, Deutschland: Manski, Dr. Dirk.│Schmelz, H.U. Sparwasser, C & Weidner, W. (2014): Facharztwissen Urologie, 3. Aufl., Heidelberg, Deutschland: Springer.

Bildnachweise

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